Was ist FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)?


Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz: FSME) ist eine durch Flaviviren verursachte Erkrankung, die im schlimmsten Fall zu einer Entzündung des Gehirns beziehungsweise der Hirnhäute führt. Da hierzulande überwiegend Zecken die Krankheit übertragen, zählt FSME – neben Borreliose – zu den weitverbreitetsten Zeckenkrankheiten in Deutschland.

Die kleinen Blutsauger tragen die Viren in ihrer Speicheldrüse und übertragen sie beim Stechen auf den Menschen. Eine Infektion führt jedoch nicht zwangsläufig zu einer FSME-Erkrankung, lediglich 30 Prozent der Betroffenen entwickeln entsprechende Anzeichen. Jährlich erkranken in Deutschland einige hundert Menschen an FSME. Das Robert-Koch-Institut beziffert die Zahl der FSME-Erkrankungen im Jahr 2015 auf 220 1. Bisher war vor allem der Gemeine Holzbock, die häufigste Zeckenart in Deutschland, für die Übertragung des Virus bekannt. Wie Wissenschaftler aber nun herausfanden, kann neben dem Holzbock auch die Auwaldzecke FSME übertragen. Allerdings ist unklar, ob die Auwaldzecke erst seit kurzem den Virus überträgt oder ob diese Tatsache bisher einfach nicht bekannt war.

Gut zu wissen!

Auch durch das Trinken von nicht-erhitzter Kuh- oder Ziegenmilch können Menschen FSME bekommen.
In Deutschland wird FSME jedoch selten durch Milchprodukte übertragen, weil die Viren durch Pasteurisierung (Erwärmung auf mindestens 60 Grad Celsius) abgetötet werden.

FSME erkennen: typische Anzeichen der Hirnhautentzündung


Da sich das FSME-Virus nach einer Ansteckung erst im Körper ausbreiten muss, treten die ersten Symptome meist erst 7 bis 14 Tage nach der Infektion auf. Die Krankheitsanzeichen sind bei allen Erkrankten relativ ähnlich und verlaufen in zwei Phasen:

Phase 1 der Frühsommer-Meningoenzephalitis-Erkrankung

Die erste Phase ist von einem allgemeinen Krankheitsgefühl gekennzeichnet und dauert etwa eine Woche. Folgende grippeähnliche FSME-Symptome können auftreten:

  • Appetitlosigkeit
  • leichtes Fieber (unter 38 Grad Celsius)
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Abgeschlagenheit und Unwohlsein
  • Bauchschmerzen bis hin zum Erbrechen

In etwa 30 Prozent der Fälle ist die Erkrankung nach dieser Phase auch schon vorbei. Bei den restlichen 70 Prozent tritt nach einem kurzen beschwerdefreien Intervall die zweite Krankheitsphase ein.

Phase 2 von Frühsommer-Meningoenzephalitis

Die zweite Phase kündigt sich häufig mit erneuten Fieberattacken (über 40 Grad Celsius) an. Das FSME-Virus befällt das zentrale Nervensystem und es kann, je nachdem, welche Strukturen betroffen sind, zu folgenden Erkrankungen kommen:

  • In 50 Prozent der Fälle: Entzündung der Hirnhäute (Meningitis)
  • In 40 Prozent der Fälle: Gehirnentzündung (Enzephalitis)
  • In 10 Prozent der Fälle: Rückenmarksentzündung (Myelitis)

Die Entzündungen können mit Symptomen wie Gesichtslähmungen, Gleichgewichtsstörungen und epileptischen Anfällen einhergehen und dauern häufig mehrere Monate an. In der Regel heilt die Erkrankung wieder vollständig und ohne Folgen aus. Nur bei schwerem Verlauf können neurologische Schäden zurückbleiben. Etwa einer von hundert Patienten stirbt infolge von Frühsommer-Meningoenzephalitis.

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)-Risikogebiete


Gerade wenn das Wetter die Menschen wieder in die freie Natur lockt, ist die Gefahr einer Infektion mit FSME am größten. Am häufigsten werden Infektionen in den Sommermonaten Juni bis August gemeldet. Aber nicht überall ist die Gefahr einer Ansteckung gleich groß. Das Robert-Koch-Institut warnt jährlich vor sogenannten FSME-Risikogebieten, in denen vermehrt FSME-Infektionen beobachtet werden. In Deutschland liegen diese Risikogebiete vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass mit dem Stich durch den Holzbock oder die Auwaldzecke FSME übertragen wurde, kann in diesen Gebieten bis zu fünf Prozent betragen. Jedoch wurden in fast allen Bundesländern innerhalb der letzten Jahre FSME-Fälle beobachtet, sodass man auch hier nach einem Zeckenstich auf die typischen Symptome für FSME achten sollte.

Schutzmaßnahmen gegen Zeckenstiche

Vor allem bei Wanderungen in Wald- und Wiesengebieten Süddeutschlands sollten Sie sich gut vor Zecken schützen und diese Tipps beherzigen:

  1. Tragen Sie geschlossene Kleidung im hohen Gras (lange Hose, geschlossene Schuhe, et cetera).
  2. Schützen Sie sich zusätzlich mit zeckenabweisenden Mitteln auf unbedeckten Hautstellen.
  3. Suchen Sie den Körper nach dem Aufenthalt in der Natur gründlich auf Zecken ab.

FSME -Impfung: Immunisierung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis


FSME kann nicht ursächlich behandelt werden. Da FSME von Viren übertragen wird, ist im Gegensatz zur Borreliose auch die Behandlung mit Antibiotika nicht erfolgsversprechend. Den einzigen wirksamen Schutz gegen FSME bieten Impfungen. Obwohl durch die Impfung viele Krankheitsfälle vermieden werden könnten, ist die Impfquote in den Risikogebieten noch immer relativ gering. Die FSME-Impfung besteht aus abgetöteten FSME-Viren. Diese können die Krankheit nicht mehr auslösen, regen jedoch den Organismus zur Bildung von Antikörpern an. Kommt es dann zu einer natürlichen Ansteckung, schützen die Abwehrzellen den Körper vor den "echten" Erregern. Die Immunisierung erfolgt dreistufig, das bedeutet, es müssen drei Spritzen in einem Abstand von ein bis drei Monaten verabreicht werden. Der Schutz besteht dann für etwa drei Jahre. Danach sollte die Impfung aufgefrischt werden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung vor allem:

  • Erwachsenen und Kindern, die in FSME-Risikogebieten leben oder sich häufig dort aufhalten
  • Menschen, die aufgrund ihres Berufes (zum Beispiel Waldarbeiter) viel in der freien Natur sind

Die FSME-Impfung wird von Erwachsenen und Kindern in der Regel gut vertragen. Wie bei fast jeder Impfung kann es jedoch auch bei der FSME-Impfung (in seltenen Fällen) zu einer Impfreaktion kommen. Über seltene Nebenwirkungen der Impfung, wie ein vorübergehendes Abgeschlagenheitsgefühl, klärt der Hausarzt im Vorfeld auf.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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