Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus): Die populärste Zeckenart


Der Gemeine Holzbock ist die bekannteste und häufigste Zeckenart in Deutschland2. Aktiv ist er vor allem von April bis Juni und von September bis Ende Oktober. Holzböcke leben bevorzugt in Wäldern mit dichtem Unterholz und auf angrenzenden Lichtungen. Die Zeckenart befällt alle Haustiere, Wildtiere und Menschen gleichermaßen.

Von dieser Zeckenart werden unter anderem die Krankheiten Borreliose ("Lyme-Borreliose") und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) übertragen, die beim Menschen in einigen Fällen zu Entzündungen der Gelenke, der Hirnhäute und des Herzens führen. Hunde können außerdem mit "Zeckenfieber" (Anaplasmose beziehungsweise Ehrlichiose) infiziert werden. Hierbei kommt es durch die Übertragung von Bakterien im schlimmsten Fall zu chronischen Organschäden.

Die Igelzecke (Ixodes hexagonus)

Diese Zeckenart gehört zur gleichen Gattung wie der Gemeine Holzbock, ist jedoch in erster Linie ein Parasit des Igels. Sie ist in ganz Europa verbreitet und kann ebenfalls ein Überträger von Borreliose sein. In Ausnahmefällen gehören unter anderem auch Menschen, Pferde, Hunde, Katzen und Mäuse zu ihren Wirten.

Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)


Die Auwaldzecke gehört zu den besonders imposanten Zeckenarten. Schon nüchtern ist sie mit fünf Millimetern halb so groß wie ein vollgesogener Holzbock. Vollgesogen erreicht sie eine Größe von etwa 16 Millimetern. Sie hat einen weißen Rücken mit dunklen Flecken sowie Sprenkeln und ist im Frühjahr aktiv.

Eine Gefahr stellt sie sowohl für Menschen als auch für Tiere dar – wie der Holzbock verbreitet auch diese Zeckenart das FSME-Virus, das Hirnhautentzündungen auslösen kann. Außerdem überträgt sie verschiedene, für Haustiere gefährliche Krankheiten. Hunde infizieren sich beispielsweise mit "Hundemalaria" (Babesiose). Pferde hingegen können sich durch einen Zeckenstich mit Piroplasmose anstecken, einer Krankheit, bei der die roten Blutkörperchen zerstört werden. Ein Befall von Menschen ist im Vergleich zu Tieren eher selten und machen nur etwa ein bis zwei Prozent der Zeckenstiche aus3.

Neue Zeckenart?

Seit einiger Zeit bilden sich in Süddeutschland Populationen der sogenannten "Ixodes inopinatus". Diese Gattung ist aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland eingewandert und aktuell noch Gegenstand der Forschung. Spezialisten versuchen herauszufinden, welche Krankheiten und Erreger von dieser Zecke übertragen werden können und welchen Einfluss sie auf bereits in Deutschland lebende Zeckenarten hat.

Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus): Zeckenart aus dem Süden


Diese Zeckenart befällt in allen Entwicklungsstadien fast ausschließlich den Hund. Weder andere Haustiere noch der Mensch sind für sie interessant. Der Körper ist dunkelbraun und auffällig oval. Die Braune Hundezecke stammt ursprünglich aus Afrika und dem Mittelmeergebiet und braucht eine warme und trockene Umgebung. Häufiger kommt es vor, dass sie von Hunden aus dem Urlaub eingeschleppt werden.

Übertragen kann sie die für Hunde gefährlichen Krankheiten "Zeckenfieber" (Anaplasmose und Ehrlichiose), Hepatozoonose und Babesiose, die im Verlauf vor allem die inneren Organe des Haustiers schädigen. Sollten Sie aufgrund des optischen Erscheinungsbildes der Zecke vermuten, dass Ihr Hund von dieser Art befallen ist, bitten Sie den Tierarzt um Rat. Er kann Untersuchungen einleiten, die aufzeigen, ob eine Krankheit auf ihren Hund übertragen wurde.

Die Schafzecke (Dermacentor marginatus)


Diese Zeckenart hält sich — wie der Name schon sagt — bevorzugt in der Nähe von Schaf- und Ziegenweiden auf. Doch auch in Gärten und Wäldern fühlt sich der Blutsauger heimisch. Neben Schafen befallen ausgewachsene Exemplare auch beispielsweise

  • Hasen
  • Rotwild,
  • Rinder,
  • Pferde,
  • Hunde und auch
  • Menschen.

Sie gelten als Überträger des Q-Fiebers, einer meldepflichtigen Krankheit, die grippeähnliche Symptome auslöst und zu einer Lungenentzündung führen kann.

Andere Länder, andere Zeckenarten


Tatsächlich gibt es im australischen Raum eine Zeckenart, die aufgrund ihrer hellen Farbe im Volksmund "weiße Zecke" genannt wird. Ihr korrekter Name lautet jedoch "Ixodes holocyclus" oder "Australian paralysis tick". Während eines Stichs überträgt sie nicht nur Krankheitserreger, sondern auch ein spezielles Gift, das — sofern die Zecke unentdeckt bleibt — zur kompletten Körperlähmung (Paralyse) bis hin zum Atemstillstand führen kann. Da zum Anfangsstadium der Vergiftung jedoch Anzeichen wie Kribbeln im gesamten Körper und Gleichgewichtsstörungen gehören, haben Betroffene die Chance schnell zu reagieren, die Zecke zu suchen und zu entfernen — die Symptome klingen so in der Regel völlig ohne Folgeschäden wieder ab. Trotz allem ist eine sofortige Überwachung in einem Krankenhaus angeraten, um Komplikationen vorzubeugen.

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Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren
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