Die Infektion mit den Fleckfieber-Erregern


In der Vergangenheit verbreitete sich Fleckfieber vor allem in Kriegsgebieten und Krankenhäusern epidemieartig und verzeichnete eine hohe Zahl an Todesopfern. So entstand der Name "Kriegstyphus". Auch heute liegt die Sterberate ohne antibiotische Behandlung bei 40 Prozent1. Mit richtigem Typhus (hochfieberhafte Infektionskrankheit mit Bewusstseinsstörungen und Durchfällen) hat Fleckfieber jedoch nichts zu tun.

Fleckfieber gehört zu den Rickettsiosen. Das sind meist fieberhafte Erkrankungen, die durch kleine Bakterien verursacht werden, sogenannte Rickettsien (in diesem Fall Rickettsia prowazekii). Sie können keinen eigenen Stoffwechsel betreiben und sind deswegen auf einen Wirt angewiesen. Der menschliche Körper fungiert also als Reservoir für die Erreger. Von Mensch zu Mensch kann der Erreger nicht übertragen werden. Deswegen nutzen die Bakterien Zecken, Läuse und Milben als Transportvehikel und Vermehrungsmedium, um schließlich an ihren Wirt – den menschlichen Körper – zu gelangen.

Im Kot der kleinen Tierchen befinden sich Millionen von Rickettsien, die über mehrere Monate ansteckend sein können. Die Übertragung auf den Menschen funktioniert folgendermaßen:

  1. Die Blutsauger übertragen den Kot beim Saugakt auf die Haut des Menschen.
  2. Durch Kratzen erreichen die Erreger die menschlichen Blutbahnen.
  3. Die Bakterien gelangen ebenfalls in den Organismus, wenn kontaminierter Kot inhaliert wird.

Anschließend siedeln sich die Bakterien in kleinen Blutgefäßen unter der Haut, den Nieren, der Leber, dem Gehirn oder Herzen an und zerstören mittels einer Entzündungsreaktion die Blutgefäße.

Ein enges, unhygienisches Zusammenleben von Menschen begünstigt die Ausbreitung des Fleckfiebers, da Läuse oder Zecken hier einen besonders kurzen Weg zum nächsten Wirt haben, den sie infizieren können.

Symptome und Sonderformen von Fleckfieber


Nach einer Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen tritt bei Betroffenen zunächst hohes (ab 39,5 Grad Celsius), plötzlich stark ansteigendes Fieber auf. Danach folgen Kopf- und Gliederschmerzen, die häufig mit Schüttelfrost einhergehen. Benommenheit, Lethargie und eine verlangsamte Auffassung schränken den Patienten neben einem ausgeprägten Krankheitsgefühl auch geistig zunehmend ein. Am vierten bis sechsten Tag beginnt ein Hautausschlag, der sich vom Rumpf aus über die Extremitäten ausbreitet. Lediglich Hand- und Fußflächen sowie Gesicht und Hals sind davon nicht betroffen.

Anfänglich besteht der Hautausschlag aus kleinen rosafarbenen Flecken, die verschwinden, solange man mit dem Finger darauf drückt. In den Tagen danach entwickelt sich daraus ein dunkelroter großflächiger Ausschlag, der auch nicht mehr wegdrückbar ist. Je nach Stärke der Erreger können unproduktiver Husten (ohne Auswurf), Tinnitus (Ohrgeräusche) und Taubheit hinzukommen. Wenn die Bakterien die Blutgefäße in Gehirn, Leber und Nieren zerstören, können sich diese Organe im schlimmsten Fall auch entzünden.

Sonderformen von Rickettsiosen:

1. Murines Fleckfieber

  • Ratten fungieren als Wirt
  • milder Verlauf
  • Vorkommen: Tropen, Subtropen

2. Japanisches Fleckfieber (Tsutsugamushi-Fieber)

  • Nagetiere sind die Wirte
  • es kommt zusätzlich zu einer Entzündung an der Bissstelle und einer Lymphadenitis (Lymphknotenentzündung)
  • Vorkommen: Japan, Südostasien

3. Rocky-Mountain-Fleckfieber

  • wird hauptsächlich durch Zecken übertragen
  • Hautausschlag auch an Hand- und Fußflächen
  • Vorkommen: amerikanischer Kontinent

Diagnose und Behandlung von Rickettsiosen wie Fleckfieber


Wenn Anzeichen einer Rickettsiose auftreten, ist ärztlicher Rat unbedingt zu empfehlen. Die Diagnose stellt der Mediziner nicht nur anhand der Krankengeschichte mit ausgeprägtem Beschwerdebild. Wenn der Patient sich zusätzlich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, wird der Arzt einen Nachweis der Bakterien oder der entsprechenden Antikörper im Blut (Bluttest) anordnen.

Um die Bakterien abzutöten, wird Fleckfieber immer mit Antibiotika, die ein weites Wirkspektrum haben, behandelt. Der Arzt verabreicht es zunächst per Infusion, später in Tablettenform. Je früher die Behandlung beginnt, desto höher ist auch die Chance auf eine vollständige, folgenlose Heilung. Unbehandelt hingegen liegt die Sterbequote für Rickettsiosen bei 10 bis 40 Prozent2.

Im Verlauf der Krankheit ist es wichtig, den Kreislauf zu beobachten. Wenn sich der Herzmuskel, die Nieren oder Leber entzünden, kann es schnell zu Kreislaufversagen kommen. Außerdem müssen betroffene Patienten vollständig von Läusen, Zecken oder Milben befreit werden, sodass eine Ausbreitung nicht möglich ist.

Bei frühzeitiger Behandlung ist die Rickettsiose nach zwei Wochen vollständig ausgeheilt und es sind keine Spätfolgen zu erwarten. Bei älteren Menschen ist das Immunsystem etwas schwächer, weswegen ein schwererer Verlauf zu erwarten ist.

Schon gewusst?

Nach bis zu 30 Jahren kann das Fleckfieber (ganz ohne Überträger) erneut auftreten . Und zwar, wenn die Symptome vorher nicht komplett ausgeheilt waren. Mediziner sprechen dann von der Brill-Zinsser'schen Krankheit. Meist treten die Symptome in geschwächter Form und ohne Hautausschlag auf. In dieser Zeit können sich jedoch Zecken, Läuse und Milben durch einen Biss beim Menschen infizieren und die Bakterien dann von Neuem auf andere Menschen übertragen. Aus diesem Grund ist Blutspenden nach einem Fleckfieber nicht mehr möglich.

Bloß nicht ausbreiten lassen: Die Fleckfieber-Prophylaxe


Fleckfieber ist heute – vor allem in Deutschland – sehr selten. Große Epidemien wie zur Zeit Napoleons, als von 70.000 Soldaten nur 3.000 das Fleckfieber überlebten, sind seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr ausgebrochen. Aktuell kommt Fleckfieber nur noch dort vor, wo immer noch schlechte Hygienebedingungen herrschen – meist in Flüchtlingsströmen und Gebieten, in denen Bürgerkrieg herrscht.

Um eine Infektion zu vermeiden, empfehlen sich folgende Maßnahmen zur Fleckfieber-Prophylaxe:

Die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung der gefährlichen Rickettsiose ist die Verbesserung der hygienischen Bedingungen in Risikogebieten. Außerdem ist es essenziell, die Infektionsquelle sowie Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln, sodass ansteckungsgefährdete Personengruppen geschützt werden und sich das Fleckfieber gar nicht erst nicht ausbreiten kann.

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Jan Henkel Jan Henkel wurde 1980 in Heidelberg geboren. Sein Studium schloss er als Diplom-Volkswirt und mit einem Magister erfolgreich ab. Heute ist er unter anderem als freiberuflicher Texter tätig und widmet sich vorrangig Themen aus dem Gesundheits- und Medizinbereich. Jan Henkel Autor kanyo® mehr erfahren
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